"Hier zu arbeiten, hat mich verändert"

Ein Interview mit

  • Dr.-Ing. Patrick Hayes, Materialwissenschaft.
Woran arbeitest du gerade in deinem SFB-Projekt?
Ich baue Sensoren und überlege, wie ich sie charakterisiere, also aus welchem Material ich sie aufbaue. Nach meinem Auslandsaufenthalt – der gehört bei uns zur Promotion dazu – verfolge ich jetzt einen etwas anderen Ansatz, mit dem ich mich an der Technischen Universität in Moskau beschäftigt habe: Für biomagnetischen Messungen wollen wir viele Sensoren nebeneinander positionieren, in einer Art Netz. Jeder benötigt sein eigenes, kleines Magnetfeld, aber die stören sich gegenseitig. Ich versuche die Wirkung des Magnetfelds durch ein elektrisches Feld zu ersetzen, das seine Umgebung nicht stört.
Was ist aus deiner Sicht die große Herausforderung in deinem Projekt?
Ich will herausfinden, was mechanisch in meinem Material passiert. Zum Beispiel die Wechselwirkungen zwischen mechanischen Spannungen und dem Magnetisierungszustand verstehen. Die untersuchten magnetischen Materialien sind nicht nur für magnetische Felder empfindlich, sondern auch für mechanische Verspannungen. Aber das ist mehr eine Chance als ein Problem, denn über Verspannungen kann man den Magnetismus im Material gezielt beeinflussen.
Wie sieht ein ganz normaler Tag bei dir aus, was sind typische Tätigkeiten?
(lacht)Es gibt keinen normalen Tag. Manchmal bin ich nur im Reinraum und baue Sensoren und kämpfe mit Fertigungsmaschinen. Bisher stellen wir die Sensoren nur in kleinem Stil her, eine echte Serienfertigung ist es noch nicht. Anschließend werden sie im Labor untersucht. Manchmal bin ich nur im Büro am Rechner und werte Messdaten aus. Wenn ich dort merke, dass ich beim Messen etwas vergessen habe, muss ich nochmal ganz neu anfangen. Deshalb versuche ich, zwischen Messen und Auswerten zu wechseln und beides im Blick zu haben.
Was erzählst du auf Familienfeiern, was du machst?
Das hängt davon ab, wer fragt (lacht). Manche wollen nur ein Schlagwort hören. Dann sag ich „Magnetfeldsensorik“ und dass ich Materialwissenschaftler oder Materialingenieur bin. Wenn jemand mehr wissen will, sage ich, ich möchte niederfrequente, kleine Magnetfelder detektieren, wie sie in und um Lebewesen vorkommen. Wer noch weiter fragt, will meist etwas zur Anwendung wissen, also welchem Arzt genau unsere Arbeit hilft.
Was macht dir bei deiner Arbeit am meisten Spaß?
Ich lerne ganz viel auf einer extrem anwendungsbezogenen Ebene, wie man sie an einer Uni nicht so oft hat. Und ich habe sehr viel Freiheit und kann eigene Ideen einbringen. Dazu gehört zum Beispiel auch, sich eine Hilfskraft auszusuchen und selbst einzustellen.
Hast du ein „Lieblingsforschungsinstrument“?
Das ist mein eigener Aufbau im Labor. Hier habe ich richtig viel Zeit reingesteckt. Auf Deutsch könnte man es quasi als „Lichtzeigerprinzip“ bezeichnen. Wenn ich mit einem Laser auf eine schwingende Struktur ziele, bewegt sich der reflektierte Laserpunkt in einiger Entfernung. Wenn ich an diese Stelle einen Schirm setze, der die Position des Laserpunkts in einer elektrischen Spannung abbildet, kann ich Rückschlüsse darauf ziehen, wie sich meine Probe bewegt. Selbst wenn die Bewegung sehr klein ist.
Warum war Materialwissenschaft genau der richtige Studiengang für dich?
Das Studium war zuerst ehrlich gesagt ziemlich theoretisch, später wurde es spannender. Empfehlen würde ich es allen, die Interesse an verschiedenen Gebieten der Physik haben. Für mich war das der richtige Mix aus Grundlagenforschung und ingenieurwissenschaftlicher Anwendung smarter Materialien. Jetzt macht mir Spaß, dass ich auch viel im Bereich Elektronik machen kann. Denn als Materialwissenschaftler bauen wir das auch in den Reinräumen, in denen wir arbeiten.